Homoöpathische Präparate: Schulmedizin in der Zwickmühle Dtsch Arztebl 1997; 94(43): A-2776 / B-2381 / C-2213

Zuerst wollte niemand die Studie haben. Dann hatten nach 14monatiger Odyssee die Herausgeber des britischen Medizinjournals „The Lancet“ den Mut, eine Untersuchung zu veröffentlichen, die manchem Arzt Bauchschmerzen bereiten dürfte: Nach einer aufwendigen statistischen Analyse von 89 Studien scheinen homöopathische Präparate etwa um den Faktor 1,5 bis 2 wirksamer zu sein als wirkstofffreie Plazebos (Bd. 350, S. 834). Das kann nach den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Medizin aber nicht sein. Viele homöopathische Präparate sind so extrem verdünnt, daß sie praktisch keine Reste der Ausgangssubstanzen mehr erhalten – also selbst ein Plazebo sind. Diesen Widerspruch kann auch die deutsch-amerikanische Autorengruppe um Klaus Linde vom „Münchener Modell-Zentrum für Naturheilkundliche Forschung“ und Wayne Jonas von der Nationalen Gesundheitsbehörde der USA nicht auflösen.


Die Autoren haben jede einzelne Studie nach Fehlern in Entwurf und Durchführung abgesucht, die das Ergebnis zugunsten der Homöopathie verschoben haben könnten. Doch selbst, als sie die Berechnungen auf die zehn „besten“ Studien beschränkten, schnitt die Homöopathie „signifikant“ besser ab als die Scheinmedikamente, so daß ein Zufall unwahrscheinlich ist.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/8178/Homooepathische-Praeparate-Schulmedizin-in-der-Zwickmuehle